Der FC St. Pauli gastiert am Montag (17.9.) in der 2. Bundesliga beim 1. FC Köln. Die St. Pauli-Fanszene wird im Vorfeld des Spiels einen Kranz am Ehrenmal der Edelweißpiraten in Köln-Ehrenfeld niederlegen.
In diesem Sommer beherrschte eine Diskussion über Sicherheitsfragen die Öffentlichkeit weit über die Fußballwelt hinaus. In den letzten Wochen trat jedoch das ein, wovor Experten schon lange gewarnt hatten: Gemäßigte und gesprächsbereite Fangruppen wurden durch den Druck von Medien, Verbänden und Vereinen geschwächt und verunsichert. Dies nutzen zunehmend rechtsradikale Gruppen, um in das entstehende Vakuum in den Fankurven vorzustoßen und sich dort mitsamt ihrer menschenverachtenden Ideologie zu präsentieren und Andersdenkende zu terrorisieren. Aachen, Duisburg und Dortmund seien da nur beispielhaft genannt.
Es ist also mal wieder an der Zeit aufzustehen und daran zu erinnern, dass sich faschistische Ideologien nicht von alleine verflüchtigen. Auch auf staatliche Organe kann man in diesem Zusammenhang nur bedingt vertrauen, wie das Trauerspiel um die Taten der rechtsextremen Terrorgruppe NSU zeigt. Ebenso ist es im Fußballzusammenhang in jüngster Vergangenheit mehrfach dazu gekommen, dass junge Fans, die sich gegen rechtsradikale Umtriebe gewehrt haben, nicht etwa für ihre Zivilcourage gelobt, sondern sogar mit bundesweiten Stadionverboten belegt wurden (Bremen, Mainz, St. Pauli…)
Dies ist Grund genug für die Fans des FC St. Pauli, mit den Edelweißpiraten eine Gruppe zu ehren, die in düsterster Zeit ein Beispiel für Mut und ehrenhaftes Engagement gegeben hat, was nicht hoch genug zu bewerten ist. Entstanden aus dem Willen, nicht im Gleichschritt der Hitlerjugend marschieren zu wollen und lieber frei zu sein, haben sich viele Edelweißpiraten von Köln bis Dortmund dem antifaschistischen Widerstand in den 30er- und 40er-Jahren angeschlossen. Etliche wurden dafür inhaftiert und misshandelt.
Wir verweisen hier auf die hervorragende Infosammlung des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln.
Wir sind sehr erfreut, dass wir mit Gertrud „Mucki“ Koch (88) eine Edelweißpiratin begrüßen können, die im Rahmen der Kranzniederlegung aus ihren Erfahrungen berichten wird. Auch hier sei vorab auf ein Interview mit ihr verwiesen.
Die Aktion wird von der Fanszene des FC St. Pauli geplant und durchgeführt, wir würden uns aber natürlich trotzdem über zahlreiche Teilnehmer aus Köln und Umgebung freuen, die zusammen mit uns eine würdevolle und dennoch kämpferische Kundgebung veranstalten, die deutlich macht, dass es mal wieder an der Zeit ist, gegen den braunen Scum aufzustehen, im Stadion und überall!
Alerta Antifascista!
Fanszene FC St. Pauli, September 2012
Zeit: Montag, 17.09.2012, pünktlich um 17 Uhr
Ort: Bartholomäus-Schink-Straße, Köln Ehrenfeld