Einfach Göttlich!

540 der 550 abgegebenen Stimmen. Klingt wie das Wahlergebnis der SED bei den Volkskammerwahlen 1984...

Als ich noch ganz taufrisch beim FC St. Pauli war, hieß der Präsident noch Otto Paulick. Über die Art und Weise wie eben dieser sein Amt ausgeübt hat, möchte ich mir kein abschließendes Urteil erlauben. Die Jahre waren zumindest die, wie ich finde, interessantesten beim FC St. Pauli: Der Oberligameistertitel 83, die folgende Saison mit aufopferungsvollem, wenn auch letztlich nicht geglückten, Kampf gegen den Wiederabstieg, die ersten beiden erfolgreichen Bundesligaspielzeiten.

Das Jahrzehnt Papa Heinz... oftmals nervig, der Mann, aber unbestritten durch und durch braunweiß. Gönnerschatulle tut nicht gut auf lange Sicht. Elender Kleinkrieg mit der aktiven Fanszene, über die Amtszeit mit unterschiedlich intensiver Härte geführt. Und letztlich war das auch immer ein wenig seltsam, wie er da in seinem Architektenbüro in der feinen Hansastraße in Rotherbaum residierte und bisweilen in Gutsherrenmanier die Geschicke des Vereins zu lenken versuchte.

Die beiden Jahre Reenald Koch verhießen zunächst frischen Wind unter den Talaren, doch der Reenald hat (extrem verkürzt gesagt) irgendwie nur Mist verzapft.

Und dann der Zampano, der Impressario und Intendant. Jaja, der Corny. Ich muss schon sagen... den gibt's nur einmal auf dem Planeten Erde. Der war und ist so abgezockt. Was der macht, hat letztlich Erfolg. Was mich aber erstaunte - auch bei persönlichen Kontakten - war seine relative Ahnungslosigkeit in Sachen Fanbelange. Tritt da als "Fanpräsident" auf und hat null Plan von der Materie... ungewöhnlich unprofessionell für diese Person. Im Nachhinein habe ich oftmals gewitzelt, er hätte mir einfach einen Beraterjob anbieten sollen, was ihm viel negative Publicity erspart und keine all zu lange Stange Salär gekostet hätte. Wer allerdings derart mediengeil ist, für den existiert vermutlich gar keine negative Aufmerksamkeit... Hauptsache, die eigene Profilneurose wird gut genährt.

Das klingt alles sehr negativ, doch bleibt zu konstatieren, dass vermutlich nur einer wie er uns ein neues Stadion bauen konnte. Dafür gebührt ihm Respekt und Dank.

Stefan Orth war vier Jahre da, hat konsolidiert und ist ansonsten nicht groß aufgefallen, was zu Beginn der Amtszeit auch ein schöner Kontrast zu seinem Vorgänger war.

 

Und seit drei Jahren ist alles nur noch Schlaraffenland. Ja, die Under Armour-Chose stinkt uns alle etwas an, aber ansonsten kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es da draussen irgendjemanden gibt, der das Präsidentenamt beim FC St. Pauli besser bekleiden könnte, als Oke Göttlich dies die vergangenen drei Jahre lang tat.

Die verdutzten Blicke auswärtiger Gäste, wenn du ihnen steckst, dass der Typ, der da neben uns im Fanladen steht, der Vereinspräsident ist, sind jedes Mal wieder köstlich. Erst herrscht Unglaube, dann der pure Neid! Und ob... oder dachtet ihr etwa, hier gäbe es nichts, worum uns beispielsweise Bayern-Fans beneiden würden? Doch, doch...

 

Ein Text völlig frei von jedweder Information. Ich musste einfach einmal lobhudeln. Man meckert so viel im Leben, da ist das auch mal eine angenehme Abwechslung, jemanden, der das wahrlich verdient hat, über den grünen Klee zu loben.

Über den grünen Klee würde ich natürlich auch die Mannschaft nach einem Erfolg in Fürth gern loben, aber das steht dann auf einem anderen Blatt.