Lieder der Kurve

Als "Ultrà" am Millerntor noch was Neues war, sind wir bisweilen (zurecht) dafür kritisiert worden, bei beinahe jedem Spiel ein bis drei neue Songs etablieren zu wollen, was - wie sich im Nachhinein heraus stellte - auch nicht wirklich praktikabel war.

Leider konnten wir diese Experimentierfreude nicht so richtig an die kommenden Generationen vererben, so dass der aktuelle Support doch eine ordentliche Staubschicht mit sich herum trägt. Die meisten Sachen sind tatsächlich zehn Jahre alt oder älter... und zermürben mich persönlich.

Man könnte sich auch geschmeichelt fühlen, wenn die Jungs und Mädels in einer engen Schlussphase am Millerntor immer wieder Culture Club hervor holen, wohl wissend, dass dann das ganze Stadion einstimmt. Man kann nostalgisch werden und sich erinnern wie man vor fast zwanzig Jahren mit W. vor dessen alten Plattenspieler saß und meinte, dass das doch auch stadionkompatibel sei und wenige Tage später war es in die Kurve gepflanzt.

Aber mich ödet das Meiste einfach nur noch an. Immer die gleiche Soße, als hätte man ein Radio gekauft, das nur ein gutes Dutzend Lieder spielt. Der Heimspiel-Support ist in etwa so abenteuerlich und abwechslungsreich wie ein durchschnittlicher Tag im Büro. "Das fetzt nicht mehr", haben wir als Kinder gesagt.

Die Einleitung klingt jetzt deutlich negativer als ich es eigentlich geplant hatte. Denn wenn ich noch etwas geselliger und weniger auf ruhige Abende aus wäre, könnte ich mich schließlich auf diesem Gebiet engagieren, mich einbringen, anstatt unter der Dusche getextete Songs mit Kurvenpotential auf zu schreiben.... und irgendwann im Papierkorb zu entsorgen.

Es ist jedoch nicht alles eine Frage der Songauswahl. Fehlerhafte Interpretation und fehlendes korrigierendes Intervenieren ist vermutlich ein ebenso großes Problem.

Die Titelmelodie von Captain Future haben wir gleich zu Beginn, also am Anfang des Jahrtausends, völlig verhunzt. Kein Lied im Repertoire geht mir inzwischen vergleichbar auf den Senkel. Grauenhaft!

Und das sagt einer der treusten Anhänger dieser Fernsehserie. Seit der ersten Folge 1980. Ich war im letzten Jahr Kindergarten der absolute King, weil ich sogar die "Comet", also das passende Raumschiff, in der Spielzeugvariante mein Eigen nannte.

 

Und das bringt mich jetzt endlich zum eigentlichen Thema. Kennt Ihr Christian Bruhn? Die meisten werden verneinen. Christian Bruhn ist der König des Schlagers... nicht Roland Kaiser.

Der Mann hat Unmengen von Hits komponiert. Quasi jeder Schlagerstar der 60er, 70er und 80er-Jahre hat davon profitiert.

Doch darüber hinaus hat Bruhn auch ganz exquisite Musik gemacht, zuvorderst Film- und Fernseheh-Soundtracks, die qualitativ kilometerweit über der Scheiße schweben, die heutzutage oftmals (billig) produziert wird.

Die Timm Thaler-Produktion ist beinahe so was wie Pink Floyd aus Deutschland. Aber auch der Captain Future-Sound ist einfach zeitlos und unübertrefflich. Wie großartig auch die Studiomusiker waren... MEHR LESEN anklicken und Zeitreise starten, Freunde!