Melodien für Millionen

99,99 % aller stadionkompatiblen Gassenhauer haben niemals den Weg in die Kurven gefunden.

Überhaupt ist Traversen-Liedgut eine ganz seltsame Mélange, die zu sezieren jetzt gar nicht mein Anliegen sein soll.

Aber ein Faktor fällt doch immer wieder auf: Erfolgreiche Kurvensongs basieren in der Regel auf Melodien, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Ihr Vorteil ist dabei, dass sowohl Jung als auch Alt mit ihnen vertaut sind, sofern es sich um sehr bekannte Hits handelt, um die man zeitlebens nur schwer einen Bogen machen kann.

 

Dann wiederum gibt es verstaubte Gassenhauer, die nie in dieser Beatles- oder ABBA- Liga gespielt haben, mich aber seit geraumer Zeit beschäftigen, wenn ich mal wieder am Gesangsrepertoire am Millerntor herummäkel.

Meiner Meinung nach sollte es zu JEDEM Heimspiel einen Neueinsteiger in die Charts, einen frischen Song geben. Klingt vielleicht abwegig. Ist aber um Längen realistischer und weniger verwegen als... beispielsweise 2002 ein Fanzine zu JEDEM Heimspiel zu starten. Nur bei aberwitziger Zielsetzung kann das am Ende Erreichte für Begeisterung sorgen!

 

Nun aber zu den erwähnten Gassenhauern, die sich vortrefflich zum Umtexten und späteren Kurvengebrauch eignen würden:

Ricky Shayne Mamy Blue. Weltklasse! Ganz simples Ding, das trotzdem nicht "mantraähnlich" langweilt, weil der Chor im Hintergrund den Drive gibt und immer wieder variiert, Höhepunkte aufbaut. Wenn man beim "Abmischen" in der Kurve generell auch ein bißchen an den Reglern drehen würde, könnte der komplette Vortrag dadurch profitieren, ohne dass es all zu vieler Eingriffe bedurfte. Gerade auch die Trommeln als entscheidendes Rhythmuselement müssten mal Tempi wechseln, Pausen einlegen, sich untereinander koordinieren.

Es ist halt oftmals so, dass sich die Gedanken im Tagesgeschäft eher darum drehen, dass immer genug Klebeband da ist, die Trommelfelle nicht gerissen sind und dergleichen, während man als "Ruheständler" immer detailverliebter wird...

Peter Petrel, der alte Zottel! Hier als männlicher Part des Gesangs-Duos "Die Windows". Den konnte ich schon immer gut leiden. Für Interpreten wie ihn wurde der Begriff "underrated" erfunden. Eine der letzten lebenden Hamburger Jazz-Legenden. Auch er musste natürlich von irgendwas leben, was damals eigentlich nur im Schlager-Segment möglich war.

Das Teil hier ist auf jeden Fall extrem stadionkompatibel, möchte ich meinen.

Gut, das kennen natürlich alle. Das war der erste Hit, der sich mir in den Kleinkind-Gehörgang bohrte damals vor etwas mehr als 40 Jahren. Im Gegensatz zu vielen vergleichbaren Songs aus der Zeit, schaffte er es nie, mir richtig auf den Keks zu gehen.

Dafür habe ich hier bereits seit Langem einen - wie ich finde - richtig guten Text in der Schublade, den ich allerdings nicht einfach so auf den Markt werfe. Nicht, dass das nachher leicht abgewandelt in Leverkusen, Ingolstadt oder sonstwo auftaucht ;)

 

Morgen machen wir an dieser Stelle mit weiteren Aspiranten weiter!