Boxen aufdrehen!

Hallihallo! Heute gibt es mal keine Spielfilme zu gucken, sondern ein wenig Stadionatmoshäre, die einem derzeit - und vermutlich noch eine ganze Weile - nicht vergönnt ist.

 

Habe hier oder im Fanzine schon öfters darüber geschwafelt, dass dieser ganze Ultras-Singsang, den man ja durchaus mit zu verantworten hat, längst nicht mehr mein Ding ist. Dass mich das zu Tode langweilt, dass mir die Abwechslung fehlt, alles so schrecklich routiniert ritualisiert ist, als wenn man seit Jahren immer die gleiche Platte auflegt...

Wenn du mitten im Support-Pulk stehst, fällt einem das gar nicht auf, aber bereits ein wenig abseits nervt der Klangteppich nur noch. Ganz übel ist jedes Mal das Abflauen der Inbrunst nach anderthalb bis zwei Minuten, dem dann jedes Mal die Hoffnung folgt, auf dem Rasen könnte Braunweiß etwas zustande bringen, damit das bereits ausgeleierte Lied doch nochmal Fahrt aufnimmt. Passiert nix - und das war, ist und bleibt die Regel - wird sich nach drei bis fünf Minuten erbarmt, kurz inne gehalten und dann mit einem anderen Song das gleiche Prozedere von vorne gestartet.

Das nervt. Da auf diese Weise aber schon derart lange verfahren wird, ist es natürlich auch sehr schwer, daran etwas zu ändern - oder auch nur, darin überhaupt ein Problem zu sehen. Außerdem wachsen ja auch immer neue Leute nach, deren Akku noch voll ist, die noch lange Jahre vor sich haben, ehe bei ihnen womöglich auch die ersten Abnutzungsspuren auftreten.

Ich kann mich immer nur wiederholen: Viel mehr neue Lieder müssen her, mehr Raum für Spontaneität, weniger Duracell-Hasen.. ;) Auch mal zwei Strophen flüsternd singen zwischendurch, dass alle nochmal richtig Luft holen können, die Kurve in zwei Hälften teilen, die "gegeneinander" ansingen, all diese Scherze, mit denen das Mantra-Ähnliche bekämpft werden könnte.

Über viele Minuten lange Lieder zu singen, kann auch funktionieren... wenn das Tempo, der Drive und das Rhythmusgefühl stimmen. Und nicht zuletzt dann, wenn reichlich Text zu singen ist und der Aufbau des Spannungsbogens des Songs passt.

Im gleich folgenden Video der "Helala Boys" aus Kenitra/Marokko ist das gut zu sehen. Es dauert einige Minuten, ehe der Spargeltarzan auf dem Podest die Blockfahne herunter ordert und der Chant seinen Climax hat. Und weil man aufhören soll, wenn's am schönsten ist, war's das dann auch und es wird sich dem nächsten Lied gewidmet: