Sandalen

Nach zwei Monaten ungewollter Auszeit, dem zu vielen Daheimbleiben, geht mir langsam die Puste aus. Nicht, dass es nicht genug Gründe gäbe, um sich hier mindestens einmal täglich zu Wort zu melden, aber durch die dauernde Nebenberieselung erlahmt deren Wirkung peu a peu. Um aber in den eigenen vier Wänden in irgendeiner Weise produktiv zu werden - und sei es nur der zu erledigende Abwasch - brauche ich eine gewisse mediale Untermalung. Wiederholen sich die favorisierten Inhalte jedoch in zu schneller Folge, was sie zwangsläufig irgendwann tun, wird die Sehnsucht nach geregeltem Fußball-Leben deutlich spürbarer.

Bislang fühlte sich alles wie eine viel zu üppig ausgefallene Zeitverschiebung an, bei der der Zeiger nicht nur eine Stunde wandert, sondern gleich neun Wochen verschluckt wurden. Reichlich Sonnenschein, Entschleunigung pur, die Füße hoch legen... so läuft's hier ansonsten immer. In der Sommerpause.

Heute bei Regen, Sturm und acht Grad Celsius läuft prompt der Blues, ist alles mindestens eine Schulnote schlechter und pegelt sich irgendwo bei einer glatten 5 ein.

Gegen dieses Frösteln helfen mir nur zwei Dinge: Liegestütze oder Sandalenfilme. Oder beides gleichzeitig.

Sandalenfilme habe ich schon immer geliebt. Immer gutes Wetter, keine all zu komplexen Handlungsstränge, wenig, um nicht zu sagen gar keine motorisierten Verfolgungsjagden. Nicht zu vermeidendes Liebes-Gedöns kann auf Youtube und Konsorten problemslos mit einem Mausklick übersprungen werden, um den nächsten Schlachten-Epos Tür und Tor zu öffnen.

 

Frappierend sind die Qualitätsunterschiede zwischen den bekannten Leinwandschinken a la "Ben Hur" und größtenteils italienischer Billigproduktionen, bei denen nicht selten versucht wurde, den Mangel an Statisten und Ausstattung durch abwegige Großaufnahmen zu kaschieren. Kampfhandlungen von Zehntausenden mit drei Dutzend Komparsen nachstellen zu wollen, ist allerdings auch keine leichte Aufgabe gewesen. Um das zu kompensieren, wurden teilweise auch völlig aberwitzige Filmtitel gewählt, um zumindest dadurch ein klein wenig Aufsehen zu erregen. "Ursus - Schrecken der Kirgisen" klingt natürlich auch nicht übel, zugegeben.

 

Hier mal drei Beispiele für aufwändige Produktionen:

Unsummen wurden für diese Schnulze ausgegeben, die 36 Jahre den Titel teuerster Film aller Zeiten" trug, ehe "Avatar" sich dessen 1999 bemächtigte: "Cleopatra" von 1963 mit Liz Taylor und Richard Burton. Nicht mein Fall:

Wenn schon Ägypten, dann "Pharao", ein polnischer (!) Monumentalfilm von 1966, gedreht in der Wüste Usbekistans. Einer der großartigsten Streifen, die das "Ostblock-Kino" jemals hervor brachte:

 

https://www.veoh.com/watch/v89464868DMNM9tQ7

Mein liebster Vertreter dieses Genres ist vermutlich "Der Untergang des römischen Reiches". Alec Guiness als Mark Aurel... schon große Klasse:

 

https://www.veoh.com/watch/v44575335Mf5jmmEF

 

Das letzte Beispiel ist streng genommen natürlich kein Sandalen- sondern ein Ritterfilm. Nun wollen wir aber auch nicht päpstlicher sein als Papst Urban II., zumal ja alles irgendwie in die Sparte "Historienverfilmung" passt.

"El Cid":