Das zurückliegende Quartal ohne reguläres Fußballleben bot natürlich Zeit. Viel Zeit. Und eben diese birgt auch eine Gefahr in sich: Ausgiebiges Nachdenken.
Es ist nämlich nicht immer ratsam, sich zu viele Gedanken zu machen, da das Ganze schnell in Sorgen abgleitet, die wiederum den Tag selten versüßen. Kopflastigkeit behindert nunmal die innere Balance - gerade in solch unangenehmen Krisentagen.
Um nicht einzuknicken, muss Ablenkung her, muss tiefer in eine Materie abgetaucht werden, die nicht unmittelbar von Corona-Viren behindert werden kann.
Ich brauche immer etwas, das ich in extremer Manier machen kann. "Ultrà" und so... das ist keine Option mehr, lange her. Das sollen mal lieber junge Leute machen, nennt sich schließlich nicht zu Unrecht "Jugendkultur". Ist ja momentan zudem auch alles weitgehend lahm gelegt..
Bleibt die Subkultur, in der ich altersmäßig überhaupt nicht aus dem Rahmen falle: Extrem-Radfahren.
An einem Tag wie heute kannste echt alles abstreifen. Einmal nach Mecklenburg und zurück, duschen, essen, Füße hoch legen, gut fühlen. Das Ganze - Achtung, einen Bonuspunkt für Todesverachtung - im St. Pauli-T-Shirt! ;)
Dabei begegnen einem gelegentlich Bikepacker, die ganz offensichtlich gaaanz lange Touren machen, Kontinente durchradeln und solche Scherze. Damit fremdel ich immer noch, weil Zelten und morgendliches In-den-Wald-Kacken nicht das ist, was ich gemeinhin anstrebe. Ich mein... wer will schon irgendwo in Moldawien oder so mit heruntergelassener Hose in der Botanik hocken, womöglich nichts abseilen können und dann mit verstopftem Enddarmtrakt wieder aufsatteln? Oder in den Karpaten vom Braunbär in den Büschen erwischt werden, weil dieser die frische Losung gewittert hat. Außerdem bin ich ein ziemlich zuckriger Typ, der möglichst einen weiten Bogen um Niederschläge macht, was die Sache zusätzlich erschwert. Dennoch ist da ein Fernweh, das schmerzt, weshalb ich diese Naturburschennummer diesen Sommer doch endlich mal durchziehen möchte, weil die "Metropolregion Hamburg" in den letzten Jahren einfach nichts mehr her gibt.
Habe mich hier auf dem Blog zuletzt etwas zurück gehalten, weil ich alle freie Zeit damit verbracht habe, mir (sympathische) Amis, die genau da lang radeln, wo ich es auch mal gern täte, an zu gucken.
Wer jetzt nicht genervt ist von meinem kleinen Seitenschritt in die Pedal-Welt, sondern so etwas eventuell selber macht oder plant (normale Urlaubsgestaltung ist diesen Sommer bekanntlich etwas schwieriger als gewohnt), seien die Videos der beiden folgenden Protagonisten ans Herz gelegt. Statt Rocky Mountains oder Nordkap vielleicht erstmal in den Harz oder nach Fehmarn, haha! Die letzten drei, vier Tage ausschließlich solche Videos geguckt... und mich heute mehrmals dabei ertappt. kurzzeitig auf Englisch gedacht zu haben, was irgendwie irritierte.