Youtube-Urlaub

Ich weiß nicht, wie es Euch derzeit ergeht, aber irgendwie wächst der Abstand zum runden Leder. Das ist während einer Sommerpause natürlich gang und gäbe, aber die gut viereinhalb Monate Zwangsdistanz, die nun mittlerweile hinter uns liegen, bleiben natürlich nicht ohne Folgen.

Die fehlende Perspektive in Bezug auf normalen Stadionbesuch tut ihr Übriges. Es fällt schwer, etwas Ähnliches wie kindliche Vorfreude anzustauen, wenn ein verlässliches Datum fehlt, wie wir es von Weihnachten oder Geburtstag gewöhnt sind.

Alles ist noch so abstrakt, dass selbst vertraute Sommerloch-Pausenfüller wie Kaderplanung oder Amtsantritte neuer Übungsleiter nicht richtig ködern können. Solche Themen sind mir nun selbstverständlich nicht urplötzlich piepegal, aber Alles steht halt irgendwie in einem Halbschatten des Vorbehalts, nach wie vor am eigentlichen Geschehen nicht richtig teilhaben zu können.

Unwohlsein ist zur Zeit eh ein steter Begleiter.

Hier am Hafenrand ist es leider schon länger vorbei mit der wunderbaren Lockdown-Idylle, wälzen sich spätestens seit Ferienbeginn wieder die schlimmsten Kartoffeln durch die Gassen. Wäre nicht so dramatisch, wenn das Wetter diesen Sommer nicht so bescheiden wäre und man selbst öfter auf dem Drahtesel in die untouristischen Regionen Norddeutschlands flüchten könnte. Und ist es dann mal so ordentlich, wie das zurückliegende Wochenende war, so flippen alle komplett aus und verleiden einem jeden Schritt vor die Tür. Ich würde darüberhinaus noch gern sehr viel Abfälliges über meine Nachbarn sagen, aber das gehört dann vielleicht doch nicht hier her.. ;)

Zweifelsfrei ist mein Misanthropie-Problem gerade sehr akut, so dass Wünsche nach Menschenleere immer häufiger des Nachts die eigene Traumwelt diktieren. Das ist doch zum Mäuse melken: Die einzige Menschen-Ansammlung, die ich noch gut vertragen kann, bleibt einem verwehrt. Naja, immerhin bleiben einem dieses Jahr Harley-Days und Schlagermove erspart...

Dennoch in den letzten Wochen wieder vermehrt Robinson Crusoe-Verfilmungen oder dystopische Endzeit-Science Fiction-Quatsch geguckt. Erste Symptome, dass sich die Lage langsam aber sicher zuspitzt.

Zum Glück habe ich kürzlich eine Entdeckung gemacht, die das liefert, was das zweiunddreißigste Mal "THE LAST MAN ON EARTH" mit Vincent Price nicht mehr schafft: Für Ablenkung und Beruhigung sorgen.

Will nicht abermals mit Radsport nerven, aber dieser Bulgaro-Kanadier hier radelt seit fünf Jahren von Alaska nach Patagonien und macht mir einfach gute Laune.

Auf dessen Youtube-Kanal gibt es noch viele weitere Videos von dieser Mammut-Reise. Sehr entspannend für das Nervenkostüm und aufgrund der eher unaufgeregten Art des Hauptdarstellers umgeben von weiter Landschaft auch keine schlechte Einschlafhilfe: