Sport-Ästhetik

Der Kiezkieker ist bekanntlich ein Old School-Fanzine. Mehr oder weniger verlebte Mitmenschen, die in regelmäßigen Abständen Halt im Vergangenen und Gleichgesinnte suchen. Ähnlich Gelittene, die sich deren Geschichten von annodazumal anhören wollen - nicht zuletzt deshalb, weil sie auch gern in Zeiten schwelgen, die nicht wiederbringbar sind und im Laufe der Jahre bekanntlich auch gern verklärt werden.

Im deutschen Sprachraum wird fußballbezogen gern alles auf die Tradition reduziert. Mir persönlich geht aber nicht um diese. Nicht darum, wie lange irgendein Verein existiert oder welche Titel er vor 70 Jahren erringen konnte.

Das, was den Reiz des damaligen Fußballs ausmachte, war der Fakt, dass das Geld den Sport noch nicht korrumpiert, verzerrt und entstellt hatte. Fans, die beispielsweise die Bundesliga noch kennen, ehe vor fast 30 Jahren dieser unsägliche Boom eine Gelddruckmaschine in Gang setzte, die erst durch die momentane Krisensituation entschleunigt wurde, erinnern sich sicher noch an die Heimspiele des FC Bayern vor 15 000 Zuschauern im Olympiastadion... keine Showeinlagen, keine Trottel, die sich zu einem großen weißen Telekom-T formieren, keine Selfie-Touristen, kein gar nix.

Aber lassen wir das, wurde ja schon mehr als einmal durchgekaut.

Die in der Überschrift erwähnte Ästhetik entstand also offenbar dadurch, dass der sportliche Vortrag einerseits noch vollends unverfälscht, nahbar und unaffektiert war und ohne künstlich erzeugtes Überinteresse viel weniger Aufmerksamkeit erzeugte. Die Ehrlichkeit ging flöten und wurde durch einen Luftzirkus, einen komplett abgehobenen Quatsch abgelöst, der seit langer Zeit Wehmut aufkommen lässt.

Aber diese Show-Scheiße hat nicht nur den Fußball entstellt. Interessiert sich jemand für US-Sport? Ich eigentlich nicht. Super-Bowl gucken ist ja auch so eine Qual mit der ganzen beschissenen Werbung, die alle paar Sekunden die Netzhaut reizt. Baseball ist eh ein schier unnützer Unfug und Basketball... okay, das geht noch, nervt aber auch mit all der eingespielten Mucke, diesen Sport-Orgeln und all dem anderen Firlefanz. Das Spielfeld ist inzwischen auch irgendwie zu klein, weil alle Spieler heutzutage knapp sieben Fuß lang und zweieinhalb Zentner schwer sind.

Aber auch Basketball hatte mal richtig Style. In etwa bis diese Michael Jordan-NIKE-Kampagne und der Sellout begann.

Habe zuletzt relativ viele Larry Bird-Videos geguckt. Larry Bird ist der mit Abstand großartigste Spieler aller Zeiten. Sah scheiße aus, konnte nicht sonderlich hoch springen und hat nicht die meisten Punkte in der NBA-Historie erzielt - dennoch das Korbball-Genie schlechthin. Nur mal ein Beispiel:

Wer jetzt noch in folgendes Spiel hineinschaut, wird verwundert sein, wie wenig Showprogramm in einem NBA-Match möglich war. Ich lasse sowas gern mal statt Musik im Hintergrund laufen, weil die Geräuschkulisse beinahe etwas Entspannendes hat ;)

Ach... einer geht noch: