Ich persönlich habe momentan eine formidable Pechsträhne am Laufen. Eigentlich reichen Pandemie, Abstiegsplatz und winterliche Wetterbedingungen bereits aus, um für sehr schlechte Stimmung zu sorgen. Doch wenn erst jedes zweite technische Gerät im Haushalt binnen einer Woche den Geist aufgibt und sich dann auch noch mein wichtigstes Werkzeug, nämlich mein Fahrrad, in die ewigen Jagdgründe verabschiedet, geht es ans Eingemachte. Ich fahre nicht mit dem HVV - das letzte Mal muss über drei Jahre her sein. Damit ausgerechnet jetzt wieder anzufangen ist keine Option, denn während der zweiten Welle hat sich ein ziemlicher Ekel vor Mitmenschen in geschlossenen Räumen entwickelt. Auch draußen wechsele ich locker ein Dutzend Male pro Tag freiwillig die Straßenseite, wenn sich Enge anbahnt und die Entgegenkommenden aufgrund von Ignoranz oder vermeintlicher Bildungsferne den Eindruck erwecken, es mit den Verhaltensregeln nicht so genau zu nehmen... ein Spießrutenlauf. Der Frust, wenn nach einer halben Stunde der Rücken schmerzt von dem beschissenen Gelatsche, bricht sich bisweilen (durch die Maske) Bahn und nicht selten entweicht die ein oder andere Hasstirade, um etwas Luft abzulassen.
Heute musste ich bis nach Bahrenfeld und zurück... ein Horrortrip.
Der einzige Grund, weshalb ich das überhaupt ertragen habe - und nun spannen wir den Bogen zur Überschrift - sind die braunweißen Ultras. Richtig geil, wieviele neue St. Pauli-Graffiti zuletzt in Altona, Ottensen und Co. entstanden sind! Wer dort wohnt, sollte das eigentlich selbst schon bemerkt haben. Sogar Diejenigen, die das nächtliche Färben von Hauswänden kategorisch ablehnen - vermutlich eher die Minderheit der Leserschaft hier auf dem Blog - sollten statt gar nichts oder 50 Cent bei der nächsten Gelegenheit, wenn ihnen (hoffentlich irgendwann mal wieder) eine Choreo-Sammelbüchse unter die Nase gehalten wird, einen mittelgroßen Schein abdrücken. Denn auch sie wollen bestimmt nicht jedes Mal, wenn sie morgens das Haus verlassen, von irgendeiner schwarzweißblauen Farbenpracht oder "Scheiss St. Pauli"-Schriftzügen begrüßt werden. So etwas - nämlich reichlich hsv-Gemälde in einer traditionell braunweißen Wohngegend - hatten wir ja vor Jahren schon mal, als Poptowner in Ottensen auf dicke Hose machten.
Noch weitere Umwege, um derartigen optischen Provokationen aus dem Weg zu gehen, hielten meine malträtierten Lendenwirbel auch wirklich nicht mehr aus....
Vielen Dank und weiter so!