All dressed up & going nowhere

Jugendliche Delinquenten, Polizeisprecher, studierte Soziologen. Immer dann, wenn es um jugendkulturelle Dokumentationen geht, wird sich der gleichen Zutaten bedient. Liegt ja auch nahe, schließlich werden Fernsehproduktion für ein breites Publikum gemacht, sollen (eigentlich) möglichst objektiv zu Werke gehen und nicht einer bestimmten Klientel gefallen.

Solche Subkultur-Betrachtungen gibt es ja leider nicht mehr in der ARD oder dem ZDF, weil es im Grunde keine (für den Normalbürger optisch wahrnehmbaren) Jugendströmungen mehr gibt. Von dieser extrem langweiligen Pseudo-Gangster-Rap-Kacke mal abgesehen. Nichts gegen Hip Hop, aber an einer Stelle hakt eben diese Deutschrap-Sparte, beziehungsweise holpert mächtig vor sich hin. Mag an meiner altklugen Betrachtungsweise liegen, doch der Umstand, dass sich ausgerechnet die ungelenkigsten Zungenakrobaten auf der Spielwiese der Dichtkunst austoben, entbehrt nicht einer gewissen Komik.

Ich gucke mir regelmäßig auf Youtube deren Videos mit aberwitzig hohen Zugriffszahlen an, muss aber zumeist nach spätestens einer Minute zum nächsten weiterklicken, weil mich schlichtweg Fremdscham in nicht mehr tolerablem Ausmaß übermannt. Oder ich fange an, gedanklich wie ein Deutschlehrer beim Diktate-Korrigieren am Rande mit rotem Filzer die Rechtschreib- Satzbau- und Ausdrucksfehler zu monieren. Selbst wer überhaupt nicht auf dem "früher war alles besser"-Trip unterwegs ist, kann schwerlich bestreiten, dass Deutschrap vor über zwanzig Jahren schon deutlich weiter war und den heutigen Schmock von Capital Bra und Konsorten als evolutionäre Sackgasse entlarvt. Da sich das Ganze aber vortrefflich eignet, um Teenagern das Taschengeld abzuluchsen, die Industrie, die dahinter steht, nicht gewillt ist, einen prosperierenden Markt zu gefährden, werden wohl auch noch in zwanzig Jahren die gleichen ausgelutschten Autotune-Musik-Videos mit Sportwagen-Fuhrpark, Geldbündeln und Graspaketen gedreht werden. Ich drifte komplett ab.

Eigentlich wollte ich nur eine kurze Einleitung für das neueste Fundstück aus der Rubrik "Verstaubtes Fimmaterial über juveniles Randständigentum" schreiben. Dieses Mal ein knapp halbstündiger Beitrag über Newcastles Jugend mit und ohne Haaren aus dem Jahre 1971. "All dressed up & going nowhere":

Und um nochmal auf diese Deutschrapkritik zurück zu kommen... wie geil war denn bitte dieses Genre, als es noch ehrlich daher kam und nicht von irgendwelchen bildungsresistenten Tilidin-Junkies definiert wurde? Oder macht irgendwer noch solche Alben? RAG - Unter Tage 1998: