Gelbe Mafia

Dieses Land hat schon manchen schwarzen Tag erlebt. Einer davon war der, als die Post in den 90ern privatisiert wurde.

Das war mal ein ziemlich verlässliches Staatsressort, da verschwanden keine Briefe, wurde kein Schindluder mit den Sendungen der Kunden getrieben. Zumindest habe ich das so in Erinnerung. Kann mich nicht entsinnen, als Kind ständig irgendwelches Erwachsenen-Gezeter über falsche Töne beim Posthorn gehört zu haben.

Dann sollte angeblich alles professioneller, schneller, besser werden, wenn die Gestzmäßigkeiten des Marktes zum Tragen kommen. Und was wurde daraus? Die letzte Scheiße! Fast alle Filialen geschlossen, in den Verbliebenen im Schnitt 30 Minuten Wartezeit, Service wie am Südfrüchteregal in Leipzig 1986 (wenn nicht Messe war).

Der Niedergang des deutschen Postwesens ist ein mahnender Fingerzeig, was eine Monopolstellung in einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung für schlimme Folgen haben kann.

Richtig toll war damals auch der Einstieg ins Bankgewerbe. Wenn vor dir in der Schlange ein Randständiger unter dem Einfluss verschiedener Drogen einen Anfall kriegt, weil die Kohle vom Amt noch nicht überwiesen ist. Dieses Szenario durfte ich gleich mehrmals erleben in der Detlev-Bremer-Straße.... ehe natürlich auch diese Filiale gekillt wurde.

Gelb war noch nie meine Lieblingsfarbe, aber seitdem ich pandemiebedingt auf das Verschicken angewiesen bin, kann ich nicht mal mehr Bananen ertragen.

Warum ich das alles hier kund tue?

Du verschickst 200 Kiezkieker, die deutlich als (für Dritte wertlose) Drucksachen zu erkennen sind, und alles kommt an.

Doch wenn du Kleber-Mixe und T-Shirts verschickst, gehen 10% der Sachen verloren . Zehn Prozent! Man gibt sich sehr viel Mühe mit dem akkuraten Verpacken und Verschicken des Krams, zahlt sich dumm und dämlich an Porto... doch die beschissene Post AG kriegt das Ganze nicht mal zwei Stadtteile weiter befördert.

Letztens schloss ich mein Fahrrad an und wurde Zeuge, wie ein Angestellter dieser Sub-Sub-Unternehmen, die die Postkästen leeren, den Inhalt wie Abfall behandelte, manche Briefe einfach statt in das dafür vorgesehene Plastikbehältnis in die daran angrenzende Pfütze schleuderte. Da wundert einen dann irgendwann gar nichts mehr...

Vermutlich will einem die AG einfach dazu nötigen, alles grundsätzlich als Paket mit Tracking-Code zu verschicken, was nichts anderes wäre als eine versteckte 100 %ige Preiserhöhung. Mafia-Methoden.

Ab sofort, da die derbysiegbedingte Nachfrage ja nun wieder abgebbt ist, will ich versuchen, alle Bestellungen aus Hamburg und angrenzenden Vororten persönlich mit dem Fahrrad auszuliefern. Habe das Velo-Training wieder begonnen und muss eh mindestens 50 km am Tag Strecke machen.

Ganz im Geiste dieses Vorkämpfers, haha: