Stadtteilkunde

Heute las ich einen Artikel über die schlimmen Dinge, die Familie Hagenbeck vor einem Jahrhundert in ihrem Tierpark veranstaltet hat. Stichwort Völker-Schauen.

Ein Teil meines Gehirns will dann sofort den nächsten Schritt gehen und makabre Witze reißen, frei nach dem Motto, dass aus Stellingen noch nie etwas Gutes gekommen sei, ehe der Verstand sofort sein Veto einlegt und zu Recht anmahnt, dass sich solche Scherze verbieten.

Also verwarf ich derlei Gedanken, zumal das Volksparkstadion ja eigentlich auch gar nicht in Stellingen steht. Nein, in Wirklichkeit gehört die Spielstätte samt umgebenden Park zu Bahrenfeld. Lustig, keine Stunde später dann über diese Wand zu stolpern. Gefällt mir übrigens gut. Um Rautenbilder zu crossen bedarf es keiner Graffiti-Skills. Ein etwas unkonventioneller Spruch ist schon ein guter Anfang und interessanter als "Scheiß hsv!" oder ein ergänzendes "FUCK". Sich vorher ein, zwei Gedanken zu machen, ist niemals vekehrt. Wichtiger als Akkuratesse finde ich ein stimmiges Gesamtbild. Das Teil hier hat mehr Seele und eigene Handschrift als 90 Prozent aller Ultras-Graffiti hierzulande, die zwar viel größer und sauberer gemalt sind, aber in meinen Augen einfach nur fade sind. Ich bekomme regelmäßig solche Ultras-Bildbände zur Ansicht... und alles sieht gleich aus - optische Monokultur. Der Blick dafür, was wirklich künstlerisch wertvoll ist, entwickelt sich bei mir auch erst im fortgeschrittenen Alter.

Da die Überschrift "Stadtteilkunde" lautet, will ich jetzt nicht noch mit Kunstgeschichte nerven, sondern belasse es hierbei: