"You can say you to me"

Heute mal etwas anderes als Aufkleberfotos und artverwandte Dinge.

Das Zitat aus der Überschrift soll von Helmut Kohl stammen und ist über die Jahre durchaus im Sprachgebrauch vieler Leute haften geblieben. Quasi als Paradebeispiel für lückenhafte Englischkenntnisse. Ob dieses Angebot des gegenseitigen Duzens an Ronald Reagan bei dessen Deutschlandbesuch oder in Wendezeiten an Michail Gorbatschow gerichtet war, ja, ob es denn überhaupt jemals stattfand, darüber streiten sich die recherchierbaren Quellen.

Seit Günther Oettingers legendärem Frontalangriff auf die angelsächsische Sprache, für die er (vollkommen zu Recht) kübelweise Spott und Häme erntete, ist dieser Satz jedoch etwas in Vergessenheit geraten, weil der Lingualakrobat aus dem Schwabenlande mit seinem Zungenschlag alle anderen Nachhilfeschüler*innen in den Schatten stellt.

Man sollte doch glauben, dass sich die nachwachsende Politikerriege auf internationalem Parkett solche Blößen nicht mehr gäbe. Doch weit gefehlt.

Mir geht es bei den folgenden Beispielen nicht um persönliche Sympathien oder Abneigungen. Auch die Eignung für das Amt will ich nicht infrage stellen, denn mir geht es lediglich um die Eloquenz und den rhetorischen Vortrag.

Der mit Abstand beste Rhetoriker aller Zeiten und für alle Zeiten ist Herbert Wehner. Ich bin seit geraumer Zeit großer Fan seiner einzigartigen Redekunst, speziell von seiner unnachahmlichen Art der Sätze-Verschachtelung. Wer einen Hauptsatz mit einem halben Dutzend Nebensätzen verkomplizieren kann und dennoch beim Vortrag - trotz eingebauter Cholerik-Anfälle - niemals den Überblick verliert, fasziniert mich einfach. Angenehm war der bestimmt nicht. Auf einer einsamen Insel hätte ich dem vermutlich nach wenigen Stunden das Nasenbein mit ner Kokosnuss zertrümmert...

Zurück zum Thema. Guckt euch mal bitte die folgenden beiden (kurzen) Videos an:

Helmut Schmidt 1974 bei einem Besuch des Labour-Parteitages. Das ist schon große Klasse:

Als ich dann eben sah bzw. hörte, wie unsere neue Außenministerin "performt", bin ich wirklich erschrocken, denn das hier pirscht sich ja doch arg nah an die Peinlichkeitsgrenze heran. Salvation Army-English:

 

Zum Abschluss noch ein Schmankerl. Thomas Freitag als "Onkel Herbert":