Der Rufer in der Wüste schweigt

Das Ergebnis "positives vs. negatives direktes Feedback" auf den letzten Beitrag hier vorgestern lautet zwar momentan 7 zu 1, dennoch merke ich, dass ich nicht weiter in diese Kerbe schlagen sollte. Und zwar aus reinem Selbstschutz, denn langsam aber sicher verfestigen sich die Anzeichen einer sehr tief greifenden Depression. Bin generell sehr wenig depressiv veranlagt, besitze auch eine Routine, Niedergeschlagenheit wegzukiffen und/oder mich mit (Fan-)Arbeit abzulenken. Die letzten etwa zehn bis zwölf Jahre wurde all dem Frust, dem Alleingelassenwerden mit unangenehmen Themen, die etwas Weitsicht erfordern, mit Trotz begegnet. Trotz, der Wut freisetzt, die man wiederum in Produktives verwandelt hat.

Meine Hoffnung auf Besserung ist mittlerweile verstorben, denn die Naivität und die gänzliche Unkenntnis von der "eigenen" Fanszene ist inzwischen so dominant, das jedweder Ansatz von Ehrlichkeit zum Scheitern verdammt scheint. Selbst Leute, die sich (immer noch) zu dieser Szene zählen würden, haben oftmals gar keinen Schimmer mehr von Dingen, die nicht im Forum oder in der Mopo breitgetreten werden.

Apropos Forum. Was hatten wir in den ersten Jahren USP für einen Ärger damit. Schnee von anno dazumal, vor vielen Jahren hat sich das ja komplett in Wohlgefallen aufgelöst. Lese dort jetzt sogar sehr gern, weil sich die dort Schreibenden in der Regel gut artikulieren können, sogar auf Orthographie achten. Ein Blick in Fan-Foren anderer Vereine beweist ja schnell diese angesprochene Qualität. Heute jedoch wurde mir angesichts einiger Postings klar, dass alle Formen des mit der Realität Konfrontierens null und nichtig sind. Nach elf Jahren und 157 Ausgaben weiß nach wie vor nur ein Bruchteil, wie das Fanzine, dessen Blog sie zitieren, richtig heißt. Dann wird sich an irgendwas aufgehängt, um womöglich die schwache Stelle zu finden, damit Wahrheiten, die nicht in das eigene verklärte Weltbild passen, ignoriert oder als vermeintliche Falschbehauptung gebrandmarkt werden können. Würde ich diese Leute mal alle an die Hand nehmen und ihnen einen Blick hinter die Kulissen gewähren, sie hinter die Fassaden der Potemkinschen Dörfer führen, würde die Hälfte der sich bislang hinter dem Licht Befindlichen sofort die Dauerkarte zurückgeben (wollen).

Und nein, ich werde keine Interna, die aus gutem Grund nicht in die Öffentlichkeit gehören, hier preisgeben, damit sich am Ende noch irgendwelche Rauten oder andere Klappspaten daran aufgeilen können.

Wer wirklich interessiert, eventuell ebenfalls desillusioniert ist oder einfach nur reden möchte, kann mich unschwer vor Heimspielen finden und persönlich an unserem Stand vorm Fanladen anquatschen.

 

Keine Ahnung, ob ich das zuletzt schon gepostet habe, bin jetzt auch zu faul eben das zu überprüfen. Mein derzeitiger Ohrwurm kann sowieso nicht oft genug gehört werden und passt einfach perfekt zur Stimmungslage:

Oh diese tiefe Traurigkeit,
nun wird es bald gescheh'n
Die schwarzen Vögel hör ich schrei'n,
die Welt wird untergeh'n.
Der Rufer in der Wüste schweigt,
vergeblich war die Müh.
"Nun walte Schicksal", denkt er noch,
"Bevor ich weiterzieh. "
Der Rufer in der Wüste schweigt,
der Rufer in der Wüste schweigt,
der Rufer in der Wüste schweigt, vergeblich war die Müh.
Der Zorn der Welt ist wild entflammt
in nie gekannter Wut.
Das Alte wurde überrannt
es zeugte Haß und Mut.
Das Zauberwort Erneuerung
es wurde in uns schal
das Alte wird nicht wieder jung,
es stirbt in stummer Qual.
Der Rufer in der Wüste...