Kiezkieker #158

Die ganz Aufmerksamen unter Euch mögen vielleicht schon bemerkt haben, dass ich mit der Printausgabe bereits im Verzug bin. Ich denke nämlich, Kiezkieker Numero hundertachtundfünfzig irgendwann einmal für das Lauternheimspiel angekündigt zu haben, was ja erwiesenermaßen nicht geklappt hat. Folgerichtig ist der neue Stichtag in knapp zwei Wochen gegen die Ostseestädtääär, die wir alle so gern haben. Cover kann ich noch keines präsentieren, denn darum will ich mich heute Nacht kümmern.

Bevor es nun zu langweilig wird:

"Guilty Pleasure" heißt das in Neu-Deutsch, wenn einem ein Faible unangenehm ist, oder?

Bei mir ist es (unter anderem) Rot Weiß Essen. Schimpft mich ein ranziges Arschloch, das sich gehackt legen sollte, aber ich kann nicht anders. Gerade vorgestern erst mit jemandem in Erinnerungen geschwelgt, der auch bei dieser legendären Pokalniederlage (zwei zu drei vergeigt trotz zwei zu null Führung (St. Pauli halt!)) an der Hafenstraße vor 29(?) Jahren dabei war. Wie uns (im Bullenkessel) vor dem Stadion nach der Partie ein schier riesiger Asi-Mob - der absolute Ruhrgebiets-Unterschichten-Bodensatz zu dieser Zeit - etwa eine Stunde mit allem bewarf, was griffbereit war und unter einem Zentner wog.

Heute würde ich kotzen, aber damals fand ich das sehr aufregend und hatte meine helle Freude. Außerdem klingt das auch gut, wenn man kurze Zeit später in der Schule gefragt wird, warum das eine Auge so angeditscht aussieht, entgegnen kann, dass es sich mitnichten um einen Fahrradunfall oder Artverwandtes handelt, sondern man tags zuvor in Essen mit einem Halteverbots-Schild beworfen wurde.

So dumm das anmutet, aber ich mag auch, dass die RWE-Fanszene politisch sehr dubios gepolt ist. Das muss irgendwie so sein. Ich gucke auch immer wieder gern "Ein Herz und eine Seele", obwohl Alfred Tetzlaff ist wie er ist, wenn Ihr versteht, was ich damit sagen will.

 

Einer meiner liebsten Gäste am Kleberstand hat ebenfalls Affinitäten zu diesem Club, allerdings leichter erklärbar, weil dort geboren und aufgewachsen. Genau dieses familiäre Band sorgt auch für Heimatbesuche, die wiederum nicht selten zu Spielbesuchen bei den Rotweißen führen.

Erfreue mich dann immer an Mitbringseln wie Klebern und dergleichen. Dieses Mal aber etwas sehr Erstaunliches. Bei einem Händler vorm Stadion an der Hafenstraße werden originalgetreue Replika von Aufnähern aus den 80ern und 90ern verhökert. Darunter auch dieses formidable Teil:

"Lakotze"... das Ding war so ziemlich auf jeder Kutte am Millerntor damals.

 

Habe ich übrigens hier schon mal erzählt, dass ich persönlich die Schuld an dieser Schickeria-Freundschaft trage, obwohl unbeabsichtigt? Dass mein Hass auf Uli Hoeneß, der mich schon seit Kindertagen umtreibt, der Grund war? Nein? Okay, aber das machen wir dann morgen oder an einem der folgenden Tage. Auf jeden Fall morgen herumgezeigt wird mein Anti-FCH-Kleber fürs Rostock-Spiel. Dieser Sticker bewegt sich irgendwo zwischen "too much", "hässlich wie Salzgitter bei Nacht" und "weltklasse"... je nach Blickwinkel auf das Elaborat. Guckt halt morgen Abend wieder rein hier, habt doch eh nichts Besseres zu tun!  ;)