Momente echter Fassungslosigkeit

Es ist eine arme Zeit, in der Superlative zur Normalität verkommen, weil alles, wirklich alles immer das Tollste, Größte, Einzigartigste ist... damit Du es kaufst.

Heute morgen aus Ermangelung eines richtigen Aufgussgetränks im Supermarkt einen Eigenmarken-Latte Macchiato erstanden, damit zumindest ein klein wenig Kaffee ins eigene System eingebaut werden konnte. Beim Bäcker kaufe ich keine Getränke. Was war das bis in die 90er hinein angenehm bei Vertretern des Backhandwerks. Das Sonntagsbackverbot mag Quatsch gewesen sein, aber dass es dort noch keine hippen Kaffeevarianten gab, sondern NUR Gebackenes, war wie Urlaub im Schlaraffenland mit Vollpension. All die Stunden verschenkter Lebenszeit, weil zwei Franzbrötchen zu kaufen wieder eine Viertelstunde dauert, da sich die Truppe vor einem in der Schlange in der bunten Welt des Bohnenbrühens partout nicht entscheiden kann und mich schier rasend damit macht. Addiert müssen das inzwischen wohl eher mehrere Tage verplemperter Zeit (mit Faust in der Tasche) gewesen sein.

Wo wollte ich hin? Ach ja, der Latte. 17 Prozent feinster Espresso. Feinster. Dreckige Lüge!

Immer alles mega oder zumindest sehr, sehr. Auch Sinne sind davor nicht sicher, denn stets ist alles wahnsinnig, unglaublich oder lässt einen fassungslos zurück.

Doch genau letzteres Problem mache ich mir zuletzt ungewollt öfter zu Eigen, quälen einen doch immer häufiger Sachverhalte, die allem zuwider laufen, womit ich als Kind sozialisiert wurde.

Ein Beispiel: Als ich das erste Mal Notiz von einer im Fernsehen übertragenen Bundestagssitzung nahm, saßen da so ein paar Langhaarige mit Völlbärten (sofern männlich, versteht sich) und machten etwas, das wie Stricken aussah. Bereits fertige Elaborate, die etwas kratzig wirkten, trugen sie dabei offenbar zur Schau. Geil! Viel besser als die Graumelierten mit Einheitsanzugmode.

Die Anti-Kriegspartei mit pazifistischem Konsens. Die Müslis. Leute, die sich in weißen Turnschuhen vereidigen lassen. Und heute? 72 Prozent der Grünen-Wähler für Waffen-Exporte. Bäng!

Dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich will Putin auch verlieren sehen. Dennoch sorgen solche Zahlen für Irritationen in meinen Kopf... Momente echter Fassungslosigkeit. Alte Maßstäbe müssen offenbar ganz neu geeicht werden, um sich in dieser Welt wieder besser zurecht zu finden.

 

Nach dieser längeren Einleitung nun jedoch der Stein des aktuellen Anstoßes. Das, was Ihr jetzt serviert bekommt, ist mitnichten eine Persiflage, Satire oder Ähnliches. Passt bloß auf die Kinder auf! Nicht, dass die das hier sehen, begeistert sind und am Ende bei der Fremdenlegion landen:

https://www.youtube.com/watch?v=mX3EJeMuinU