Der Zahn der Zeit nagt ja an uns allen - und den meisten von uns ist diese Zwangsläufigkeit bereits deutlich anzusehen.
Doch das sind letztlich nur Äußerlichkeiten, die kaum davon ablenken können, dass es immer darauf ankommt, wie es zwischen den Ohren tickt. Dennoch kann ich nicht leugnen, in manchen Lebensbereichen derart gealtert zu sein, dass die ein oder andere eigene Verhaltensweise denen gleicht, die mich als jungen Menschen schwer irritiert haben. Das größte Problem zuletzt war, die Sehnsucht nach Stille, nach immerwährender Lautlosigkeit meiner Mitmenschen, mit meinem Wohnort unter einen Hut zu bekommen. Tja, während Corona-Zeiten ging das tatsächlich halbwegs im Südwesten St. Paulis. Aber mittlerweile komme ich mir hier vor, als lebte man im Zentrum eines Vergnügungsparks. Lauter als anderswo in Hamburg war es am Rande des Kiezes immer, doch das nun erreichte Ausmaß an Radau ist schlichtweg unmenschlich, weshalb ich nach mehr als drei Jahrzehnten die Segel streichen und mich in ein für mich adäquateres Umfeld verändern werde. Es handelt sich dabei um einen Umzug von lediglich ein paar Kilometern Wegstrecke, die jedoch Welten ausmachen. Weg vom Hafenrand, fortan in Außenalster-Nähe.... aaah, klingt das nicht schön?! Vorfreude pur, denn das Viertel fühlt sich momentan an wie ein Nadelör, in dem sich zwei bis drei Kamele verkeilt haben.
Allen Übermuts ob der Luftveränderung zum Trotz sollte ich tunlichst Obacht walten lassen, nun nicht zu sehr mental zu welken, um nicht in Bälde so wie der Pfeifenwichser im jetzt folgenden Video zu werden. Der Sohnemann bietet ja immerhin noch Heintje als Kontrastprogramm an, während er selbst (und seine Ehegattin steht ihm dabei in nichts nach) einfach nur ein Wichser ist:
Ich liebe diese Zeitreisen...
Abschließend sei noch gesagt, dass ich dem Thema von heute demnächst noch einen richtigen Abgesang folgen lassen werde, denn die Qualität des Lebens auf dem Kiez ist (zumindest subjektiv) in den letzten Jahren und Jahrzehnten doch signifikant gesunken. St. Pauli wird in einem Maße geschunden, gequält und ausgepresst, dass eigentlich Widerstand Pflicht wäre. Ich ziehe die Flucht vor, weil Don Quijote nicht meine Paraderolle ist. Mephisto an der Staatsoper? Wo soll ich unterschreiben? Aber Windmühlenkämpfe gehören nicht mehr zu meinem Repertoire, bedaure.
So Leute, morgen geht es erstmals seit langer Zeit mal wieder richtig mit dem Drahtesel raus. Mit etwas Glück kann ich abends noch einen Kurz-Kommentar zur Trainer-Verpflichtung vom Stapel lassen. Der designierte Mann hat ja auf jeden Fall das Potenzial, den aktuellen Stimmungsabfall beim FCSP zu stoppen...