Nachruf - zweiter Teil

Innerhalb unseres Kreises ist die Bestürzung groß, weshalb mich eben noch ein Text erreichte:

 

Herbst 2025. 11 Grad, der Sprühregen weht mir ins Gesicht und vermischt sich mit Tränen. Du bist weg, von hier auf jetzt, und hinterlässt zahllose Menschen, die es nicht verstehen. Freundinnen und Freunde, Bekannte, Wegbegleiterinnen und Begleiter über viele Jahre und Jahrzehnte. Einige von ihnen kamen gestern Abend spontan in der Weinbar zusammen, um es zu verarbeiten, um gemeinsam zu begreifen, was nicht zu begreifen ist.

 

 

Verdammt, Thomas.

 

Du warst großer Fan des FC St. Pauli. Groß nicht nur im körperlichen Sinne. Dein Engagement für den Verein, für die Fanszene, am Millerntor und weit darüber hinaus, lässt sich in ein paar Zeilen Nachruf kaum zusammenfassen. Sich ins Rampenlicht stellen war nie dein Ding. Um so wertvoller war deine unermüdliche Arbeit für die gute Sache, egal ob beim Übersteiger, bei Baff, Ballkult oder zuletzt beim 1910-Museum. Dein fantastisches Gedächtnis, deine präzisen Analysen, dein enormes Allround-Wissen, deine Zuverlässigkeit, aber auch deine Kreativität machten dich zu einem wertvollen und kontinuierlichen Teil der Fanbewegung. Du warst seit über drei Jahrzehnten maßgeblich daran beteiligt, dass der FCSP heute der Club ist, der er ist.

 

Unsere Wege kreuzten sich oft, sehr oft. Bei Fan-Initiativen, stundenlangen Auswärtsfahrten, Partys oder Konzerten. Dein trockener Humor, deine Schlagfertigkeit und dein Charakter, den nichts aus der Ruhe gebracht hat – du warst bei allen beliebt.

 

Dich traf man vor jedem Heimspiel in der 1910-Weinbar, immer an der Ecke hinten rechts, ein Cider auf dem Tresen vor dir. Die beste Position, um alles zu beobachten oder einen Klönschnack zu halten mit allen Leuten, die dich kannten. Und das waren sehr viele.

 

Dein Platz bleibt beim nächsten Heimspiel leer. Er bleibt für immer leer. Du hinterlässt eine Lücke, die sich nicht schließen lässt. Wir bleiben ratlos zurück. Wir stellen uns quälende Fragen. Es schmerzt.

 

Wir hoffen, du bist jetzt an einem wundervollen Ort und beobachtest alles von oben. Ich werde am Sonntag in der Weinbar ein Cider trinken, gleich an der Ecke hinten rechts. Auf dich.

 

 

 

Raphael