Zeilen zum Heimspiel

 

Die gemeinen Spieltagebücher des João Marinho Neto 

 

Sonntag, 19.10.25

FCSP - Hoffenheim 0:3

 

 

Wir haben immer noch uns

 

Auch wenn wir ganz schön tief in der Scheiße stehen

 

Wir haben immer noch uns

 

Auch wenn wir manchmal einsam sind

 

(Feine Sahne Fischfilet)

 

 

Du bist am Boden und hoffst, dass Dir jemand aufhilft und dich tröstet. Aber nein, aber nein. Gefühlslage nach dem Spiel. Als „kaltherzig“ beschrieb der Millernton das Ergebnis. Das Leben als Fußballfan ist kein Disney-Film.

 

Selbstmitleid kann nerven und bringt einen nicht nach vorne. Aber nützt nix: Um nach vorne zu kommen, muss man sich seinen Emotionen stellen, alles aufarbeiten, auch wenn’s schmerzt.

 

Der Tod von Thomas riss ein tiefes Loch in unsere Fanszene und in unsere Herzen. Die Nachricht, dass er für immer weg ist, kam aus dem Nichts. Die Zeit danach zeigte aber auch, was es für wunderbare Menschen rund um den FCSP gibt. Lange Umarmungen, Austausch von Erinnerungen oder einfach nur seiner Gefühlslage freien Lauf lassen mit dem Wissen, dass ihr/sein Gegenüber eine/n versteht. In solchen Momenten spürt man einen tiefen Zusammenhalt. Das ist so viel mehr, als eine lose Ansammlung von Menschen, die den gleichen Club supporten, eigentlich sein sollte.

 

An dieser Stelle geht der Dank raus an alle, die einen würdigen Abschied vor dem Spiel organisiert haben. Natürlich war das emotional und ich brauchte einen langen Moment, um mich zu sammeln und aufs Spiel zu fokussieren.

 

Wir hatten so sehr gehofft, dieses Match zu gewinnen. Für Thomas, für uns alle. Er hätte es gewollt, wir hätten es gebraucht. Noch viel mehr als der Verein es nötig hätte, nach drei Niederlagen in Folge. Nicht mal das heutige Datum konnte irgendwas Magisches bewirken.

 

In Movies sind die Protagonisten immer irgendwann komplett down. Dann kommt eine überraschende Wende, die dann zum Happy End führt. Wir waren auch komplett down, aber statt der Wende tritt noch jemand auf uns drauf. Happy End? Fehlanzeige.

 

Und wo ich gerade eh so mies drauf bin, reiß ich gleich mal das nächste Nerv-Ding an: Die Irvines. Das bewusste Nicht-Verhalten des einen, was das Thema Antisemitismus anbelangt, das toxische Social-Media-Gehabe der anderen, geht einem nur noch auf den Zeiger. Was ist das für eine Art? Die beiden sollten ihr Auftreten dringend ändern oder sie sind einfach nicht mehr länger tragbar.

 

Niemand ist größer als der Club“, René hat damit volle Kanne ins Schwarze getroffen. Getroffene Hunde bellen und ihre Doxxing-Aktion war so bodenlos wie ihre Likes für irgendwelche Kackscheiße. Das geht alles nicht klar. Wenn jemand aufgrund seiner jahrzehntelangen Verdienste für den Club 100 mal größer ist als beide Irvines zusammen, dann ist es René. Spieler kommen und gehen, wir bleiben bestehen. Das war 1995 so, das ist 2025 so und das wird immer so sein.

 

So, jetzt muss ich erst mal raus, ganz weit weg. Durchatmen. Kopf freibekommen. Beim Gladbach-Spiel bin ich wieder am Start. Mit neuer Energie. Dann gibt’s auch ein paar Worte zum Olympischen Feuer, zu dem ich eine besondere Beziehung hatte.